Ein Yogi saß in Meditation versunken unter einem Baum, als sich ein kleiner Vogel auf sein Knie setzte. Der Yogi öffnete die Augen und sah, dass das arme Tier am ganzen Körper bebte und zit­terte. „Wovor fürchtest du dich, kleiner Vogel?“ Der Vogel antworte­te: „Siehst du den großen Falken dort sitzen? Er verfolgte mich bis hierher, um mich zu töten. In meiner Not habe ich Zuflucht bei dir genommen und flehe dich an, mein Leben zu retten!“ Der Yogi versi­cherte dem Vogel, dass er ihn beschützen wolle und er sich nicht mehr zu fürchten brauche. Da näherte sich der Falke und redete den Yogi an: „Ich bitte dich, gib mir meine Beute heraus. Schon mehrere Tage lang habe ich nichts zu fressen gefunden. Mit letzter Kraft bin ich nun diesem Vogel nachgejagt. Wenn ich ihn nicht fressen kann, so sterbe ich.“ Der Yogi sah sich zwei verzweifelten Lebewesen gegen­über, die sich an ihn als letzte Hoffnung wandten. Kurz entschlossen nahm er ein Messer, schnitt aus seinem eigenen Körper ein Stück Fleisch heraus, das der Größe des kleinen Vogels entsprach, und warf es dem Falken zu. Daraufhin verschwanden beide Vögel so plötzlich, wie sie aufgetaucht waren, und die Wunde, die der Yogi sich in seiner Barmherzigkeit zugefügt hatte, schloss sich, ohne eine Narbe zu hin­terlassen. Da erkannte der Yogi, dass dies eine Prüfung Gottes gewe­sen war.

Die verborgenen Kräfte im Menschen von Paramhans Swami Maheshwarananda, S.143

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