Diebe und Einbrecher müssen nicht immer grob und unhöflich sein. Dies bewies Adolf Slubbert, ein Räuber, der einen Raubüberfall abbrach, um das Opfer eines Herzinfarkts ins nächste Krankenhaus zu bringen - eine Geste menschen- freundlicher Selbstlosigkeit, die von gesetzestreuen Normalbürgern nicht immer zu erwarten ist. Mr. Slubbert, 32, aus Sydney, war in die Wohnung des 71jährigen Rentners Bertram Muth eingedrungen, wo er eine Machete schwang und rief: "Keine Bewegung, Opa, sonst bist du Hackfleisch!" Kaum hatte er sein Anliegen vorgetragen, als Mr. Muth beide Hände vor der Brust verkrallte, und stöhnend zusammenbrach: "Oh, mein Herz!" Ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken, ließ der gutwillige Räuber seine Waffe fallen und rief: "Ganz ruhig, Alter, ich werde dich retten", bevor er den schreckensbleichen Siebziger auf dem Rücksitz seines Motorrads ins Krankenhaus fuhr. Leider war seine Hochherzigkeit für die Katz', denn am Ziel angekommen, sprang Herr Muth behende vom Sozius und rief: "Angeschmiert, Blödmann", und forderte die Sanitäter auf, seinen entsetzten Retter festzunehmen. "So etwas kann das Vertrauen in die Menschheit erschüttern", gestand ein desillusionierter Mr. Slubbert.

(Aus: Sussman, Paul (Hrsg.): Tod durch Spaghetti (Fischer, Frankfurt/M., 1997), S.139 f.)

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